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Wirbelbrüche oder Rückenschmerzen? Den Unterschied erkennen

Wirbelbrüche oder Rückenschmerzen? Den Unterschied erkennen

Wirbelbrüche bzw. Frakturen am Wirbelkörper basieren meist auf osteoporotische Veränderungen. Wir erklären, wie sie diagnostiziert und behandelt werden…


Osteoporotische Wirbelbrüche

Wirbelbrüche bzw. Wirbelkörperfrakturen treten auf, wenn ein oder mehrere Wirbel eine Fraktur erleiden, die dazu führt, dass sie in sich zusammenfallen. Alle Wirbel sind je nach Position an der Wirbelsäule etwas unterschiedlich. Trotzdem bestehen sie alle aus einem quaderförmigen, kompakten Wirbelkörper an der Vorderseite und einem ringförmigen Bogen an der Rückseite, dem Spinalkanal, durch dessen Hohlraum das Rückenmark verläuft. Bei Wirbelbrüchen, vor allem bei Sinterungsfrakturen genannt, meist verursacht aufgrund von osteoporotischen Veränderungen, handelt es sich hauptsächlich um Frakturen durch Kompression eines Wirbelkörpers, der kollabiert und sich in der Höhe vermindert.

Obwohl zu den Ursachen von Wirbelbrüchen auch hochgradige Traumata (Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe) gehören, weisen die betroffenen Wirbel in der Regel bereits eine gewisse Fragilität der Knochen auf, d. h. eine Abnahme der Knochenqualität und -dichte. Dieser Zustand kann nicht nur im Zuge von Tumormetastasen, neoplastischen Blutkrankheiten (Leukämie, Multiples Myelom) oder nach längerer Kortison-Therapie auftreten, sondern vor allem bei der Krankheit, die am häufigsten Wirbelbrüche verursacht: der Osteoporose. 

Die Osteoporose ist gekennzeichnet durch die Abnahme an Knochenmasse und durch eine qualitative Verschlechterung der Knochenqualität, wodurch sie für Frakturen am Handgelenk, am Oberschenkelknochen, am Beckens und an den Wirbeln (insbesondere der Brust- und Lendenwirbel) prädisponiert sind. In den Knochen von Personen mit Osteoporose ist die Dicke des kortikalen Knochens (der äußere Teil) vermindert und die Architektur des spongiösen Knochens (der innere Teil, in dem sich die unterschiedlich ausgerichteten Trabekel mit Hohlräumen abwechseln, durch die das Knochenmark führt) verändert. Dabei sind insbesondere die Anzahl und Größe der Trabekel reduziert, was zur Porosität im Knochen führt und die mechanische Festigkeit der Struktur beeinträchtigt. Im Verlauf der Osteoporose kann ein Kollaps eines oder mehrerer Wirbel auch nach nur kleineren Traumata (Stürze auf das Gesäß, Stolpern), nach leichten Anstrengungen (z. B. Aufstehen aus dem Bett, Anheben von Gegenständen) oder sogar ganz spontan auftreten. Die Sinterungen werden bei älteren Menschen häufig nur unzulänglich diagnostiziert, da sie mit allgemeinen Rückenschmerzen verwechselt werden und daher oft unbemerkt bleiben. Das erhöht wiederum das Risiko für spätere Frakturen, Deformationen der Wirbelsäule wie bei einer Kyphose sowie für chronische Rückenschmerzen.

Die Zerbrechlichkeit des Knochens aufgrund von Osteoporose ist in der Bevölkerung über 50 Jahre relativ häufig: Man schätzt, dass ab diesem Alter eine von acht Personen einen Wirbelbruch erleidet. Daraus folgt, dass die Anzahl der Wirbelbrüche, die in einem Jahr in der gesamten Bevölkerung auftreten, wirklich frappierend sein kann, wenn man berücksichtigt, dass nach dem ersten Bruch das Risiko für weitere Brüche um das Fünffache steigt und es sich nach mehreren Brüchen sogar um das Dutzendfache erhöht.

Innerhalb der Bevölkerung kann die Osteoporose in ihrer sekundären Ausprägung beide Geschlechter betreffen. Dabei spielen endokrinologische oder metabolische Störungen eine Rolle oder sie ist die Folge genetischer Pathologien oder einer dauerhaften Einnahme von Medikamenten. In ihrer primären postmenopausalen Ausprägung (Osteoporose Typ I) aufgrund der Auswirkungen der Menopause auf den Knochenstoffwechsel ist sie typischerweise weiblich. Bei der senilen Ausprägung (Osteoporose Typ II), die durch die Verlangsamung des Turnover des Knochens (Knochenabbaurate, Missverhältnis von osteoblastischer zur osteoclastischer Aktivität) in zunehmendem Alter verursacht wird, kommt es zu einem Masseverlust nicht nur des trabekulären, sondern auch des kortikalen Knochens mit möglichen Frakturen des Oberschenkels, des Oberschenkelhalses, des Beckens und der mittleren Brustwirbelsäule.

Symptome

Die hauptsächlichen Beschwerden bei einem Wirbelbruch sind die Schmerzen, die ca. 4–6 Wochen lang sehr intensiv sein können. Danach verringern sie sich, bis die Fraktur vollständig verheilt ist (was in der Regel innerhalb von 12 Wochen geschieht). Der Schmerz hängt im Allgemeinen mit der Körperhaltung zusammen, verschlimmert sich bei Belastung und Bewegung und nimmt tendenziell ab, wenn die/der Betroffene ruhig liegt. In einigen Fällen können auch kaum Schmerzen auftreten oder mit „banalen“ Rückenschmerzen verwechselt werden, umso mehr, wenn das ursprüngliche Trauma gering war oder unbemerkt blieb. Schließlich können bei einer oder mehreren alten Frakturen die Schmerzen in der Wirbelsäule über Monate oder Jahre anhalten und sich beim Ändern der Körperhaltung verschlimmern.

Ein weiteres besonderes Zeichen bei mehrfachen Wirbelbrüchen sind Veränderungen im Aussehen und in der Körperhaltung: Der Rücken kann sich krümmen und verbiegen (Hyperflexion/Rundrücken/Buckel) und zu einer Verringerung der Körpergröße der/des Betroffenen führen. Diese Fehlbildungen können zu einer Kompression der Bauchorgane mit vorstehendem Bauch, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Verstopfung und Appetitlosigkeit führen. Durch die Kompression des Zwerchfells können auch Atembeschwerden auftreten. Oft kommt es auch zu einem körperlichen Verfall und eingeschränkter Beweglichkeit, die zu Asthenie (Schwächegefühl) führen und die Lebensqualität beeinträchtigen (Schwierigkeiten beim Gehen, Bücken oder beim Halten in aufrechter Position).

Diagnose

Nach einer sorgfältigen medizinischen Beurteilung, die es ermöglicht, die Pathologie zu diagnostizieren, welche den Wirbelbruch verursacht hat, wird eine Röntgenaufnahme des betroffenen Wirbelsegments angefordert.

Die Wirbelkörper-Morphometrie, die am Röntgenbild manuell mit einem Lineal oder computergestützt durchgeführt wird, ermöglicht die Vermessung der Wirbelkörper und dient der Identifizierung und Quantifizierung von Frakturen. Als Referenz wird die Genant-Klassifikation verwendet, die den Schweregrad der Abnutzung (Verminderung der Höhe) des Wirbelkörpers und die Art der Verformung (keilförmig, bikonkav und Berstung) misst.

Um die Wirbelveränderungen besser zu definieren, das Vorhandensein von Tumorläsionen auszuschließen, die für pathologische Frakturen verantwortlich sind, oder um eine Stenose des Wirbelkanals zu identifizieren, werden CT- oder MRT-Untersuchungen durchgeführt: Insbesondere letztere ermöglicht es, das Alter der Fraktur zu bestimmen, anhand des Vorhandenseins von Ödemen um die Läsion herum, die auf eine kürzlich aufgetretene Fraktur hinweisen.

Behandlung

Neben der medizinischen Behandlung der die Knochenbrüchigkeit verursachenden Grunderkrankung und neben den Maßnahmen zum Verhindern weiterer Brüche zielt die Behandlung bei Kompressionsfrakturen darauf ab, die Schmerzen zu kontrollieren, die Verletzung zu heilen und die Deformität einzudämmen.

Die konservative Behandlung, die häufig durchgeführt wird, weil diese Frakturen in der Regel stabil sind, basiert im Wesentlichen auf die Verabreichung von Schmerzmitteln (entzündungshemmende, nicht-steroidale Antirheumatika oder Opioid-Analgetika), auf Erholung und auf das Ruhigstellen mithilfe von Orthesen. Es gibt verschiedene Orthesen, die bei Wirbelbrüchen empfohlen werden, abhängig von der Verletzungsstelle (im oberen oder unteren Wirbelsàulen-Bereich), den Merkmalen des Bruchs und dem Körperbau des Patienten. Die bei dorsolumbalen Wirbelbrüchen indizierten Osteoporose- Orthesen stützen die Wirbelsäule adäquat, reduzieren die Schmerzen und das Risiko neuer Brüche, indem sie die Exkursion begrenzen und versuchen, die Wirbelsäule wieder in eine möglichst natürliche Haltung zu bringen. Außerdem erleichtern sie die Atmung durch Dekompression des Brustkorbs und reduzieren die muskuläre Überbelastung.

Sobald sich die Fraktur konsolidiert hat, ermöglichen Physiotherapie und Haltungsrehabilitation eine bessere Genesung, helfen bei der Korrektur von Haltungsfehlern und lehren die richtigen Bewegungen bei alltäglichen Aktivitäten, damit es zukünftig nicht zu weiteren Wirbelbrüchen kommt.

 

Wenn die Kontrolle des Schmerzes unzureichend ist oder wenn die konservative Behandlung das Fortschreiten der Deformität nicht aufhalten kann, wird ein chirurgischer Eingriff nötig. Dabei gibt es zwei Verfahren:

  • Vertebroplastik: dabei wird perkutan Knochenzement in den Wirbelkörper gespritzt, der die Hohlräume im Wirbel auffüllt und ihre Struktur verstärkt.

     
  • Kyphoplastie: auch hier wird perkutan Knochenzement in den Wirbelkörper eingebracht, nachdem in den Wirbelkörper vorab ein Ballon eingeführt und aufgeblasen wurde, um die Höhe des Wirbels wiederherzustellen und einen Raum zu erhalten, in den der Zement injiziert werden kann.

Beide Verfahren werden zur Korrektur von Frakturen jüngeren Datums eingesetzt (6 Wochen bis 3 Monate nach dem Ereignis, das den Kollaps verursacht hat). Sie werden ambulant unter lokaler Betäubung in Kombination mit einer leichten Sedierung durchgeführt. Sie ermöglichen fast sofort eine deutliche Reduzierung des Schmerzes und damit der Behinderung. Als mögliche Komplikationen können nachfolgende Wirbelbrüche der benachbarten Wirbel auftreten (Anschlussfrakturen), da sie das Wirbelsegment starr und unelastisch machen. In seltenen Fällen kommt es zum Austritt von Knochenzement, der eine Kompression im Wirbelkanal, eine Radikulopathie (Schädigung der Nervenwurzel) oder eine Lungenembolie verursachen kann.


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